Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis)

Die rheumatoide Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt, ist eine chronisch voranschreitende entzündliche Erkrankung, die vor allem die Gelenke befällt. Von einer frühen rheumatoiden Arthritis sprechen wir, wenn zwischen dem Auftreten der ersten Beschwerden und der Diagnosestellung weniger als 2 Jahre liegen.

Je früher die Diagnose feststeht und je rascher eine gezielte Therapie anschließt, desto günstiger ist der Krankheitsverlauf. Weil aber die ersten Beschwerden häufig sehr unspezifisch sind, ist die Diagnosestellung gerade in diesem Stadium sehr schwierig.

Die wichtigsten Schritte zur Diagnosestellung sind das Erheben der Vorgeschichte und die klinische Untersuchung.

Typische Symptome sind Gelenkschmerzen, Gelenkschwellungen und eine Morgensteifigkeit der Gelenke, die in der Regel mehr als 45 Minuten anhält. In der klinischen Untersuchung fällt eine symmetrische Schwellung  an mindestens 3 Gelenken auf, vor allem an den Handgelenken,  den Fingergrund- und mittelgelenke. Typisch ist der sogenannte Querdruckschmerz der Fingergrundgelenke, das Gaenslenzeichen. Selten sind in der frühen Phase der Erkrankung auch die großen Gelenke, wie Schultergelenke, Hüftgelenke oder Kniegelenke betroffen. Begleitet werden diese klassischen Symptome von sehr uncharakteristischen beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, subfebrilem Fieber und Gewichtsabnahme.
Bestehen diese Symptome länger als 3-6 Monate ist eine rheumatoide Arthritis sehr wahrscheinlich.

Eine zweite diagnostische Säule stellen die bildgebenden Verfahren dar. Die konventionelle Röntgendiagnostik ist die Methode der Wahl, ist jedoch in der frühen Phase der Erkrankung nur wenig wegweisend. Im Verlauf der Erkrankung sind sog. erosive, d.h. knochenzerstörenende Veränderungen  beweisend.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) kann innerhalb der ersten vier Wochen nach Beginn der ersten Symptome bereits erosive Knochen- und Knorpelschäden  zeigen, zudem werden entzündliche Begleitreaktion der die Gelenke umgebenden Strukturen wie der Gelenkkapseln , der Bänder, Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeutel dargestellt.

Die Arthrosonographie ist hilfreich, Gelenkschwellungen von diffusen Weichteilschwellungen zu unterscheiden. Gegenüber den anderen bildgebenden Verfahren ist die Ultraschalluntersuchung der Gelenke völlig strahlenfrei, und erlaubt eine gute Beurlaubung der Weichteilstrukturen, der Bänder, der Sehnen und Schleimbeutel.

Die Ultraschalluntersuchung wird auch unterstützend bei Gelenkpunktionen eingesetzt.

Die dritte Säule der rheumatologischen Diagnostik stellen die Laboruntersuchungen dar. Neben den üblichen Entzündungswerten wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit, das c-reaktive Protein (crP) und Blutbild, gehören vor allem spezielle Autoantikörper wie Rheumafaktoren, CCP-Ak und Antinukleäre Antikörper zur Diagnostik der rheumatoiden Arthritis.

Tabelle : Klassifikationskriterien der RA (ACR, 1987)

  1. Morgensteifigkeit (mind. 1 h Dauer) > 6 Wochen
  2. Arthritis in 3 oder mehr Gelenkregionen > 6 Wochen
  3. Arthritis an Hand- oder Fingergelenken > 6 Wochen
  4. Symmetrische Arthritis > 6 Wochen
  5. Rheumaknoten
  6. Positiver Rheumafaktor
  7. Charakteristische Veränderungen im Röntgenbild

Zur Klassifikation müssen 4 der 7 Kriterien erfüllt sein.

Die meisten Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis erfahren im Verlauf der Erkrankung eine Gelenkzerstörung, die zu Funktionsverlust und Einschränkung der Lebensqualität führt. Durch den frühzeitigen Einsatz von sogenannten DMARD`s, (disease modifing antirheumatic drugs), das heißt die Krankheit modulierende Medikamente, kann dieser Verlauf abgemildert werden.

Die am häufigsten eingesetzten Medikamente bei der rheumatoiden Arthritis sind am Anfang das Sulfasalazin und das Methotrexat. Goldsalze  und Leflunomid sind ebenfalls häufig im Einsatz.
Unter der Therapie muss die Krankheitsaktivität und die Verträglichkeit in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Es kann durchaus erforderlich sein, dass die Behandlung modifiziert wird, manchmal sind auch Kombinationstherapien erforderlich.

Führt auch die Kombinationstherapie nicht zum gewünschten Erfolg, stellen Biological`s eine weitere Behandlungsoption dar.
Biologika ( Biologic`s), sind eine Gruppe von Medikamenten, die natürlich vorkommenden Wirkstoffen, wie zum Beispiel dem Insulin, sehr ähnlich sind. Es handelt sich um sogenannte Zytokine, wie der sogenannte Tumornekrosefaktor alpha, der für den Entzündungsprozess verantwortlich ist. Diese können durch Hemmer dieser Zytokine blockieren werden und die Entzündung damit unterdrückt werden. Aufgrund hoher Kosten dieser Medikamente und auch nicht unerheblichen Nebenwirkungen kommen diese Medikamente erst bei Versagen der üblichen Medikamente eingesetzt

Ergänzend können physikalische Maßnahmen wie Krankengymnastik notwendig sein. Auch der Einsatz von Ergotherapie ist sehr hilfreich.