Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Behandlung der entzündlich rheumatischen Erkrankungen besteht aus drei Säulen:

  • Nicht-steroid haltige Antirheumatica (NSAR)
  • Cortison
  • Disease-modifing antirheumatic Drugs, die sogenannten Basistherapeutica.

1.  Nicht-steroid-haltige Antirheumatica: (NSAR, syn. NSAID`s)

Hierbei handelt es sich um die nicht-cortisonhaltigen Rheumaschmerzmittel, die in der Regel nur bei Bedarf eingenommen werden. Die häufigsten Vertreter:

  • Ibuprofen
  • Diclofenac = Voltaren®
  • Rantudil®
  • Piroxicam®
  • Indometacin

Aber auch die sogenannten Coxibe gehören zu den NSAR. Obwohl mit VIOXX ® ein Vertreter vom Markt genommen wurde,spielen die Coxibe weiterhin eine wichtige Rolle in der Schmerztherapie, weil sie sich durch eine bessere Magendarmverträglichkeit auszeichnen. Die heute verfügbaren Vertreter sind:

  • Celebrex®
  • Arcoxia®

Aber auch die folgenden Schmerzmittel finden häufig Anwendung:

  • Novalgin®
  • Valoron®, = Tilidin
  • Paracetamol

2. Cortison: (Steroide)

Das Cortisonwunder
1936 konnte durch die Amerikaner Kendall und Winterstein erstmals eine Substanz isoliert werden, die später den Namen Cortison erhielt. Jedoch dauert es bis 1946, bis Kendall in Zusammenarbeit mit der Firma Merck einen Weg gefunden hat, Cortison zu synthetisieren. Dieser Weg war 1948 soweit verbessert, dass eine Produktion möglich war.
Bereits 1926 wurde von Ph. Hench, der Leiter der Abteilung für Rheumatologie in der Mayo-klinik war, eine wichtige Beobachtung gemacht. Patienten, mit einer chronischen Polyarthritis, die an einer Leberentzündung erkrankten und Frauen, die schwanger wurden, bekommen eine vorübergehende Remission ihrer Erkrankung. Er nahm an, dass eine körpereigene Substanz diese Besserung auslöste, aber welche?

Therapieversuche mit Gallensäuren sowie weiblichen Geschlechtshormonen ergaben keine Ergebnisse.
Ein zufälliges Gespräch mit Kendall ließ die Frage aufkommen, ob nicht dass von Kendall erforschte Hormon Cortison hierfür verantwortlich sein kann.
Am 26.7.1948 wurde Mrs. G, die an einer schwersten, immobilisierenden chronischen Polyarthritis litt, in die Mayo-Klinik eingeliefert. Alle verfügbaren Mittel brachten keinen Erfolg. Am 17.09.1948 erfolgte von Merck die erste Lieferung einer pharmazeutischen Zubereitung von Cortison. Mrs. G erhielt zweimal täglich eine Injektion mit 50mg. Schon nach 2 Tagen konnte sich die Patientin selbstständig im Bett bewegen, am dritten Tag hatte sie keine Schmerzen mehr und stand erstmals wieder auf. Nach einer Woche Behandlung bestellte sie sich ein Taxi, um in die Stadt zu fahren und ihre erste Shoppingtour nach 10 Jahren wieder durchzuführen. Das Cortisonwunder war geschehen.
Mit einem Bericht über weitere 14 Patienten, traten die Mayo-kliniker am 13. April 1949 erstmals an die Öffentlichkeit.
Merkmale dieser neuen Therapie waren:

  • Klinischer Effekt nach wenigen Tagen
  • Wirkung ist dosisabhängig
  • Blutsenkung und Entzündungswerte fallen parallel zur klinischen Besserung
  • Nach Absetzen der Therapie Auftreten eines Rückfalls

1950 erhielten Kendall, Reichstein und Hench den Nobelpreis.
Im gleichen Jahr reiste der französische Maler Raoul Dufy, der selbst an einer schweren Polyarthritis litt und den Pinsel nicht mehr führen konnte, nach Amerika, um sich  „ diese Teufelszeug“ verabreichen zu lassen.
Aus Dankbarkeit für die wiedererlangte Mobilität malte er das obige Bild und nannte es „ La Cortisone“.
Mehr als fünf Jahrzehnte sind in der Zwischenzeit vergangen. Cortison hat in der Behandlung der entzündlich rheumatischen Erkrankungen weiterhin einen hohen Stellenwert und ist als Antiphlogistikum nicht mehr wegzudenken. Jedoch setzten wir heute wesentlich geringere Dosierungen sowohl in der Akutphase als auch als sogenannte Erhaltungstherapie ein.

3. Disease modifing antirheumatic drugs (Basistherapeutika)

Basistherapeutika sind Medikamente in der  Rheumatologie, die mehr oder weniger stark in den Autoimmunprozess eingreifen und somit eine Teil- oder Vollremission bewirken können. Der Wirkungseintritt erfolgt erst nach Wochen oder Monaten kontinuierlicher Einnahme.

Die häufigsten Basistherapeutika sind:

  • Goldsalze
  • Sulfasalazin (Pleon ®, Azulfidine®)
  • Antimalarika (Resochin®, Quensyl®)
  • Methotrexat (Lantarel ®, Metex®)
  • Leflunomid (Arava® )
  • Azathioprin (Imurek®)
  • Cyclosporin (Sandimmun®)
  • „Biological`s“ (Remicade®, Enbrel®, Humira®)

Indikation für den Beginn einer Basitherapie:

  • Bei gesicherter Diagnose (z.B. rheumatoider Arthritis), frühzeitiger Beginn der remissions-induktiven Therapie erforderlicher.
  • Aggressive Frühtherapie

Wann sollte keine Basistherapie erfolgen?

  • In „ ausgebrannten“ Stadien der rheumatoiden Arthritis, wenn keine entzündliche Aktivität mehr nachweisbar ist. In diesem Fall ist die Versorgung mit Hilfsmitteln im Vordergrund.
  • Im oligo-artikulären Fall, dass heißt, wenn nur ein oder wenige Gelenke betroffen sind, können ggf. intraartikuläre Cortisongaben ausreichend sein.
  • Bei vorliegender Schwangerschaft oder Kinderwunsch.

Meist beginnt man eine Basistherapie in Form einer Einzeltherapie mit einem Basistherapeutikum.
Bei fehlendem Ansprechen oder noch weiterhin bestehender Aktivität der Erkrankung werden aber auch häufig Kombinationstherapien der verschiedenen Einzelsubstanzen durchgeführt.
Daher ist eine engmaschige Kontrolle der Therapie nach spätestens 3-6 Monaten erforderlich, damit der Rheumatologe die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Therapie überprüft.
Eine Basistherapie wird dauerhaft durchgeführt, solange bis durch den Rheumatologen bei Remission ein Auslassversuch angesagt wird. Ein eigenmächtiges Absetzen der Therapie führt häufig zu einer Verschlechterung mit erneuter Aktivität sowohl der klinischen als auch entzündlichen Aktivität.

Da alle Basismedikamente mögliche Nebenwirkungen haben, muss unter der Therapie eine regelmäßige Kontrolle bestimmter Laborwerte erfolgen. Hierzu besteht ein enger Kontakt mit Ihrem behandelnden Hausarzt.
Aufgrund des chronischen Krankheitsprozesses bedeutet die Medikamentöse Therapie für viele Patienten auch eine Langzeittherapie.
Ausführliche Informationen zu den verschiedenen Medikamenten gegen rheumatische Erkrankungen sowie deren Nebenwirkungen und Überwachungsnotwendigkeiten finden Sie unter http://www.rheumanet.org/.